Archiv für Mai, 2011

0
24
Mai

Ist der Ruf erst ruiniert, . . .

Mein Großvater musste voriger Woche auf eine Dienstreise nach New York. Es sollte die letzte vor dem Ruhestand sein, denn er war schon leicht gebrechlich geworden. Für sich und meine Oma hatte er einen schönen Alterssitz im Münsterland gekauft. Bald würden sie dort hinziehen. Er hatte also alles, was er wollte. Als er sein New Yorker Hotelzimmer räumte, um endlich nach Hause zu fahren, betrat das Zimmermädchen den Raum und begann, das Bad zu wischen. Er dachte sich nichts dabei, checkte aus und nahm ein Taxi zum Flughafen. Der Zündschlüssel war noch nicht ganz gedreht, da stoppte das Taxi auch schon wieder und Polizisten nahmen meinen Großvater fest. Am gleichen Abend führte man ihn den Medien vor, als sei er bereits auf dem Weg zum Henker. Medien und Polizei hatten ihm bereits den Prozess gemacht, ohne dass sich ein Gericht bemühen musste. Er galt als schuldig, weil er die Möglichkeit zur Straftat hatte. Doch haben wir nicht alle Hände, mit denen wir Klauen könnten? Besitzen nicht alle Füße, mit denen wir treten könnten? Nehmen wir nicht alle am Straßenverkehr teil, so dass wir über rot fahren könnten? Hat nicht jeder ein Geschlechtsorgan, mit dem er vergewaltigen könnte?

Ich denke, wir sollten jeden prophylaktisch festnehmen. Nur der, der für jede Stunde in den letzten 5 Jahren ein Alibi hat, der sollte wieder auf freien Fuß gelassen werden. Wenn man von Grund auf misstrauisch ist, kennt man zwar keine Freunde, aber wenigstens wird man ab und zu positiv überrascht, was zumindest ein kleiner Trost für unsere Gesellschaft sein sollte.

0
5
Mai

Nur ein Traum?

In der Nacht von Sonntag auf Montag habe ich geträumt: „Vor unserem Haus stand eine Gruppe von Leuten. Einer machte sich auf, ein Loch in unsere Hecke zu reißen. Vorsichtig stiegen vier von ihnen durch das Loch in unseren Garten. Sie brachen die Terrassentür auf und verwüsteten das Wohnzimmer. Danach poltern sie die Treppe hoch. Meine Frau schreckte auf und auch ich wurde wach. Im nächsten Moment traten sie die Tür ein und schossen meiner aufspringenden Frau ins Bein. Ich wollte ihr gerade zur Hilfe eilen, da spürte ich den Gewehrlauf vor meiner Stirn und bei mir gingen die Lichter aus.“ Schweißgebadet wachte ich auch. „Puuh“, dachte ich: „Zum Glück wacht über uns die Polizei, zum Glück verbietet unser Rechtsverständnis die Selbstjustiz und zum Glück sorgt unserer Rechtssystem dafür, dass ein jeder von einem Gericht angehört wird.“ Dennoch ging ich mit etwas mulmigem Gefühl zum Kühlschrank, bevor ich wieder einschlief.