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18
Jan

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernt ihr!

In dieser Woche twitterte eine Schülerin: „Ich habe gute Noten, aber vom Leben null Ahnung. (…) Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtanalyse schreiben. In 4 Sprachen.“

Nicht nur als Lehrer habe ich größten Respekt vor jedem, der vier Sprachen beherrscht. Der Erwerb von Fremdsprachen ist begleitet von Informationen über die Regionen, in denen diese Sprachen gesprochen werden, so dass neben der reibungsfreien internationalen Kommunikation auch Toleranz und Respekt gegenüber anderen Kulturen den Lernenden ermöglicht werden. Die Kenntnisse über Stilmittel in Gedichten ermöglichen uns, das realitätsnahe Verständnis von Wohnungsanzeigen oder Beurteilungen: Nur so erkennen wir, dass „er hat sich stets bemüht“ so viel bedeutet, wie „er hat viel probiert und nichts geschafft“. Es hilft uns zu wissen, dass eine mit „gutem Verkehrsanschluss“ inserierte Wohnung direkt an der Autobahn liegt oder man diese zumindest aus dem Schlafzimmer nicht überhören kann. Desweiteren frage ich mich: Was hilft es, jungen Menschen zu erklären, welche Versicherungen sie benötigen, wenn sich die Versicherungen jährlich ändern. Abgesehen davon kenne ich bis heute niemanden, der sämtliche Versicherungen gesichtet hat, um objektiv und wohlwollend zu beraten. Sollte nun auch noch das Steuerrecht Einzug in die deutschen Schulen erhalten, dann gibt es einen neuen Anwärter auf den Spitzenreiter im Ranking der unbeliebtesten Unterrichtsfächer. Aber auch in diesem Fall muss kein Steuerberater um seine Existenz fürchten, denn wie viele von uns können fünf Jahre nach dem Schulabschluss noch Integrieren oder Ableiten. Die Schule hat uns gezeigt, dass wir solche komplexen Phänomene verstehen können. Da sollten wir uns Steuern, Mieten und Versicherungen auch erschließen können. Doch wer will schon etwas von Steuern hören, solange das Taschengeld steuerfrei ist? Wer möchte schon etwas von Miete hören, solange Mutti morgens das Bett macht? Wer möchte schon etwas über Versicherungen hören, wo doch Vati alles regelt? Wer aber in der Schule gelernt hat, dass er die antiquiertesten, uninteressantesten und schwierigsten Aufgaben in den Abschlussklausuren lösen kann, der sollte auch das Selbstbewusstsein haben, sich die aufkommenden Steuer-, Miet- oder Versicherungsfragen beantworten zu können.

In diesem Sinne,

euer Feuerlescher


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