Archiv für Februar, 2015

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Feb

Wo ist all die Liebe hin?

„Zeigen Sie Ihrer Partnerin, wie sehr Sie sie lieben?“ – An den übrigen 364 Tagen im Jahr kann ich mich also entspannt zurücklehnen? Ein anderer Werbeslogan zum Valentinstag lautet: „Zeigen Sie Ihrer Partnerin, wie einzigartig sie ist!“ – Das soll ich mit einem Produkt machen, was in x-facher Ausführung im Regal steht?
Warum brauchen wir überhaupt einen Tag, um unsere Liebe zu zeigen und wo ist die Liebe an den übrigen Tagen hin? Der Volksmund sagt: „Ein Kind ist sichtbar gewordene Liebe!“ Drehen wir diese Aussage um, dann stellen wir fest, dass es mit 1,41 Kindern pro Frau (2014) sehr schlecht um die Liebe in Deutschland bestellt ist. Also, wo ist die Liebe hin? Wir benötigen 2,1 Kinder pro Frau, um unsere Einwohnerzahl zu halten. Bedenkt man nun, dass die Bevölkerungszahlen in Deutschland in den letzten Jahrhunderten konstant angestiegen sind und erst im letzten Jahrzehnt sinken, dann wird noch deutlicher, dass hier Liebe abhanden gekommen ist. So wird jede dritte Ehe in Deutschland noch vor der Silberhochzeit geschieden (2013). Daher frage ich:

Wo ist all die Liebe hin?

Hat sie sich verirrt im Lebenslabyrinth, sozusagen „verliebt“? Eine mögliche Erklärung ist, dass wir unsere Liebe auf andere Dinge übertragen. Die Deutschen lassen jährlich 3,5 Mrd. Euro (2009) für ihre Haustiere springen. Außerdem ist es schwierig, zwischen Lieblingsfilmen, Lieblingsblumen, Lieblingsstars und Lieblingsgerichten auch noch den Lieblingspartner zu finden. Der müsste schließlich die gleichen Lieblingsfilme, -blumen,-stars und –gerichte dauerhaft nachweisen. Erhöht wird der Schwierigkeitsgrad dadurch, dass unser Lieblingsfilm mit jedem Kinotag und damit auch unser Lieblingsstar wechselt, unser Lieblingsessen sich mit der Tagesform ändert und unsere Lieblingslieder sowieso stimmungsabhängig sind. Fakt ist aber auch, dass mit gestiegen Lebenserwartung mehr Zeit zum Lieben bliebt. Damit sollte doch auch der Lieblingspartner Platz zwischen allen anderen Lieblingsdingen finden. Dennoch hält die Ehe nur selten bis zur Beerdigung, sondern endet meistens mit der Selbstverwirklichung (Durchschnittlich nach 14 Jahren und 6 Monaten). Nur die wenigstens scheinen noch bereit, auf einen Abend bei ihrem Lieblingsitaliener, mit ihrer Lieblingspizza sowie ihrem Lieblingswein und ihrem Lieblingskeller aus Liebe zum Lieblingspartner zu verzichten.
Klar ist, dass es in unserer Welt in jeder Situation die “Qual der Wahl“ gibt und die meisten Entscheidungen viel Liebe bedürfen. Ist es da nicht einfacher, wenn ihr den größten Teil eurer Liebe, eurem Lieblingspartner schenkt, dann ist nicht mehr so viel Liebe für die anstehenden Entscheidungen übrig und vor allem: Ihr könnt nicht mit so viel Liebe die Kaufentscheidung für das Valentinstagsgeschenk fällen und guten Gewissens das angepriesenen, einzigartige Produkte aus der Verbraucherinformation erstehen.

In diesem Sinne,
euer Feuerlescher