Archiv für Dezember, 2014

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22
Dez

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!

Das Sprichwort scheint an Aktualität nicht zu verlieren. Es gibt in heutiger Zeit Menschen, die keine Fahrerlaubnis haben, jedoch für Autos und damit das Autofahren werben. Es gibt Menschen mit der Idee „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen!“. Doch zahlreiche Wähler dieser Menschen vertreten die Haltung „Kinna dad i scho, oba meng dua i ned!*“, wenn sie nach Hochdeutsch gefragt werden. Ferner gibt es Menschen, die „keine Toleranz gegenüber straffälligen Asylbewerbern fordern“, aber selber von der Toleranz des Strafsystems profitierten. Kopfschütteln verursacht bei mir die Forderung nach einem Asylrecht ähnlich dem in Kanada oder der Schweiz, wo lediglich gesuchten Fachkräften der Weg ins Land geebnet wird. Gerade dann wenn Menschen ihre Stimme erheben, die selber schon einmal abgeschoben wurden. Ich lese von der heroischen „Verteidigung des Abendlandes“ und frage mich, wer das Morgenland vor der westlich-kapitalistischen Kommerzialisierung verteidigt. All die Wolkenkratzer, Hotels, Fastfoodketten und Autostraßen verschaffen den traditionell-orientalischen Städten Skylines, die so einmalig sind, wie ein Schwein im Mastbetrieb.
Das alles soll nicht heißen „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“ oder „Haltet euch raus!“, sondern: Passt auf und fragt nach, gerade dann, wenn mal wieder mit zweierlei Maß gemessen wird.

In diesem Sinne wünsche ich euch frohe Weihnachten und einen guten Jahreswechsel,
euer Stefan

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18
Dez

Autokauf

Eines meiner aktuellen Projekte heißt Autokauf. Zunächst eine kurze Vorabinfo: Ich spare seit 5 Jahren, habe keine Ahnung von Autos und nach 5 Jahren mit Opas Opel sowie weiteren 4 Jahren mit dem seniorengerechten Fahrvergnügen der A-Klasse, erschien mir beinahe jede Karre als jung, dynamisch und sportlich. Ihr merkt schon: Je weniger ich selbst diese Attribute verkörpere, desto mehr muss das Auto sie repräsentieren.
Im üblichen Outfit, also mit Sneakers, Jeans und T-Shirt, ging es ins erste Autohaus. Ich schaute mir die Wagen an, doch keiner der gelangweilt herumstehenden Autoverkäufer machte Anstalten, mich zu beraten. Erst nachdem ich aggressiv das Schließverhalten des Kofferraums und die Hupe getestet hatte, wurde ich wahr genommen. „Ehy, Junge, das ist hier kein Spielplatz! Sieh zu, dass du Land gewinnst!“ Ungläubig trottete ich aus dem Autohaus. Mit etwas Abstand freue ich mich gerade immer noch wie ein Alkoholiker über Freibier, dass der Autoverkäufer mich für so jung hielt. Da wir aber dringend ein Auto benötigten, machte ich mich direkt auf den Weg zum nächsten Autohaus. Ich hatte dazugelernt und steuerte direkt den ersten Autoverkäufer an. Er probierte noch auszuweichen, aber reaktionsschnell begrüßte ich ihn schon von weitem. „Gut, sie möchten ein Auto kaufen. Welche Vorstellungen haben Sie?“ Ich ratterte meinen Wunschzettel runter, worauf er kurz den Blick von seiner Tastatur hob und festellend fragte: „Sie möchten also finanzieren!?“ – „Warum?“, fragte ich irritiert: „Ist das günstiger?“ – „Nein, aber irgendwie müssen sie das Auto bezahlen!“ Ich entgegnete: „So ein Mist, ich war überzeugt, ich hätte alles bedacht“, lächelte und zog von wieder dannen. Wieder etwas cleverer, rief ich beim nächsten Autohaus an und vereinbarte eine Probefahrt. Nachdem ich meinen Perso als Pfand abgegeben hatte, konnte ich direkt losfahren. Nach der Probefahrt fragte der Verkäufer völlig gleichgültig, ob mir das Auto gefallen habe. Ich zeigte mich begeistert von dem Boliden und verabschiedete mich mit dem Wunsch eines Angebots für eine Barzahlung. Bis heute warte ich darauf. Aber wie soll der Autohändler mich auch erreichen, wo er sich weder für mich, noch für meine Email-Adresse oder meine Telefonnummer interessierte.
All diese Erfahrungen zeigten mir, dass ich wohl doch noch deutlich jünger, dynamischer und sportlicher wirke, als ich mich fühle und es mir daher auch weiterhin leisten kann, in der seniorengerechten Familienkutsche über die Straßen zu gondeln.

In diesem Sinne,
euer Stefan

PS: Falls dies hier ein Autohändler liest: Die Redewendung „Kleider machen Leute“ stammt aus dem 16. Jahrhundert. Da gab es noch keine Autos!