Archiv für März, 2020

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Mrz

Gedanken zum Corona-Virus

Der Corona-Virus beherrscht aktuell die Tagespresse und auch das Tagesgeschehen. Als Jürgen Klopp nach dem Virus gefragt wurde, stellte er fest, dass er Fußballtrainer und damit kein Experte auf dem Gebiet ist. „Wow,“ habe ich gedacht: „wenn alle so handeln würden, hätte ich letzte Woche nicht vergeblich Klopapier im Supermarkt gesucht.“ Die Obst- und Gemüseauslagen waren im übrigen noch prall gefüllt, sodass ich immer noch denke: „Komisch, meinem Körper ist es wichtiger, Essen zu haben, als Gegessenes zu entsorgen.“ 

Was mir auch noch wichtig ist, ist der Umgang mit meinen Mitmenschen. Macron, Trump und Johnson sprechen in ihren Reden an ihre Nationen vom Krieg gegen das Corona-Virus. Angela Merkel sagte in ihrer Fernsehansprache: „Es kommt ohne Ausnahme auf jeden Einzelnen und damit auf uns alle an. (…) Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge.“ Da bin ich doch froh, dass ich nicht in einem Land voller Krieger gegen das Virus kämpfe, sondern gemeinschaftlich und solidarisch mit meinem Mitmenschen der Corona-Krise begegne. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob nicht doch ein paar Klopapierritter unter uns sind, die im Krieg in deutschen Supermärkten in der Drogerieabteilung kämpfen. 

Die Klopapierproduktion kann also hochgefahren werden, doch der Flugverkehr in Europa kommt fast vollständig zu erliegen. Der Verkehr während der Rushhour auf Autobahnen erinnert an den Todesstreifen der ehemaligen innerdeutschen Grenze und ganze Betriebe gehen ins unfreiwillige Sabbatjahr. Weltweit kommen ganze Wirtschaftsbereiche zum Stillstand. Die ökonomischen und vor allem gesundheitlichen Folgen werden verheerend sein, jedoch bleibt eine beruhigende Gewissheit: Klimaschutz ist möglich, nur ist der Preis in diesem Fall definitiv zu hoch. Viele müssen um ihr Leben bangen und dennoch beschweren sich noch mehr über die Einschränkungen. Vielleicht fehlt mir hier als Familienvater einfach das Verständnis. 

Vor zwei Wochen: 

–        Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen sollen vermieden werden. – Meine letzte Großveranstaltung an der mich meine Kinder teilnehmen ließen, war vermutlich das Schulfest vor 3 Jahren. 

Vor einer Woche: 

–        Alle Restaurants und Cafés haben nur noch überschaubare Öffnungszeiten. – Nachdem Sohn Nr. 1 den Cappuccino meiner Frau vor knapp 2 Jahren vom Restauranttisch zog und ich danach aussah, als hätten meine Inkontinenzschlüpfer versagt, ist ein Gastronomiebesuch für mich ohnehin keine Option mehr.

Diese Woche: 

–        Soziale Kontakte außerhalb der Familie sind zu meiden. – Durch das frühe Aufstehen unserer Kids, passen meine Wachphasen ohnehin nur bedingt zu denen meiner Freunde. 

–        Die Kitas werden genau wie die Schulen geschlossen. Auch hier ändert sich für mich kaum etwas: Sonst machen 30 Heranwachsende in meiner Anwesenheit, was sie wollen. In dieser Woche sind es immerhin nur 3!

Bleibt gesund!

In diesem Sinne

Euer Feuerlescher 

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Mrz

Das Geschäft mit der Angst

Seit einiger Zeit informieren wir uns über die Möglichkeiten, einen Teil unseres häuslichen Energiebedarfs über autark gewonnene, regenerative Energien abzudecken. Ahnungslos bestellten wir einen Energieberater.

Ohne großartig nach unserer Motivation für die Anschaffung einer Anlage zu regenerativen Stromerzeugung zu fragen, begann er das Gespräch. Strukturiert arbeitete er seine Flyer ab. Als erstes stand die Strompreisentwicklung auf seiner Agenda. „Schauen wir uns ihren Strompreis an. Der wird, allein durch die natürliche Inflation von 2%, immer weiter steigen!“ – „Okay“, denke ich selbstregulierend: „Das federn wir ab, in dem wir ab jetzt nur noch im Discounter kaufen.“ Doch für den Berater war das erst der Aufschlag: „Wissen Sie, wie viel radioaktives Material in einen Castor passt?“ Irritierte Blicke von mir und meiner Frau. „Lediglich 150 kg! Da hat sich die Bundesregierung die Katze noch nicht aus dem Sack gelassen! Zur Inflation kommen als noch die Kosten für den Atomausstieg!“ Verunsichert schaue ich meine Frau an und überlege: „Ich kann vor der Schule noch Zeitungen austragen oder abends Regale im Supermarkt spiegeln.“ Doch der Experte legte gleich nach: „Wenn Sie die Stromrechnung nicht mehr bezahlen können, dann wird der Strom einfach abgeschaltet.“ Ich überlege: „Auf dem Wegen zwischen meinen zukünftigen drei Arbeitsstellen kann ich noch prima Pfandflaschen sammeln,“ und fühlte mich sicher, doch der Fachmann hatte noch einen Pfeil im Köcher: „Ich denke, Sie sind über die aktuellen Entwicklungen informiert“, fuhr er fort: „Trotz der Corona-Epedemie können wir noch die Photovoltaikanlagen liefern! Jedoch können wir unser Angebot nur  48 Stunde aufrecht erhalten.“ Ich akzeptiere, dass ich vor der Schule Zeitungen austrage und nachher im Supermarkt aushelfe. Dort könnte ich auch direkt die tagsüber gesammelten Pfandflaschen abgeben. Alles eine Frage der Organisation. Bedrückt verabschiede ich den engagierten Mann an der Tür und mache mich direkt an die Organisation und die Bewerbungen. 

Zwei Tage später rief der Berater an und wollte gleich einen Installationstermin aus machen. Ich erkläre ihm, dass das warten muss, weil mir meine Maßnahmen gegen Altersarmut, Versorgungsunsicherheit und die drohende Pandemie keine Zeit ließen, um mich mit meiner Frau über eine derart kostenintensive Anschaffung auszutauschen. 

Da ich auch noch keinen weiteren Nebenjob gefunden habe, arrangiere ich mich derzeit mit der romantische Vorstellung, mit vielen Gleichaltrigen bei Altersarmut in unserem unbeheizten Haus im Kerzenlicht eiskalte, abgelaufene Dosenravioli von der Tafel zu genießen. 

In diesem Sinne

Euer Feuerlescher

Gewidmet ist der Text allen Panikkäufern. Hoffentlich lachen sie nicht zuletzt.