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Jan

Auf dem Weg zum Flirtgott (I/III)

Mein Single-Dasein verschlug mich mal wieder in die Altstadt. Wie gewöhnlich stand ich betont lässig mit ein paar Freunden herum. Wir erzählten sehr wenig mit vielen Worten und lachten auch noch darüber. Als meine Freunde voll waren wie der Rhein letzte Woche, machte ich mich, vollkommen nüchtern, auf eine Erkundungstour durch die Kneipe. Schnell verführte mich mein Stasi-Gen zum Belauschen anderer Gäste. Ich war überrascht, mit welchem Einfallsreichtum Jungs probierten, Mädchen hinter‘s Licht zu führen: „Entschuldigung, hast du gerade mit mir gesprochen? Nein? Dann könntest du das doch jetzt nachholen, oder?“ Ich war mir noch nicht ganz klar, ob ich mit dem Typen Mitleid haben oder mich auf die folgende Ohrfeige freuen sollte, da hörte ich: „Hi, setz‘ dich doch! Ich bin Noreen!“ Ein Schauer lief mir den Rücken herunter. Es gruselte mich. Nie könnte ich einen solchen Satz herausbringen. Würde ich nie solch einen Erfolg feiern können? Während ich durch die Kneipe tänzelte, oberservierte einen weiteren Flirtversuch: „Ach, bitte, ich bin so schüchtern. Kannst du nicht die Initiative ergreifen?“ Mit diesem Spruch hält man seinen gegenüber zum Narren und verwickelt ihn damit auch noch in ein Gespräch. Aber man darf doch keine Beziehung mit einer Lüge beginnen, oder!?

Diese beeindruckenden Beispiele zeigen den Notstand der deutschen Liebeslyrik. Wir können von Glück reden, dass Deutsch keine Weltsprache ist. Man würde nicht zu unrecht über uns lachen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, fasste ich mir ein Herz und überlegte mir ein Gedicht, welches mir den Traum meiner schlaflosen Nächte etwas näher bringen sollte. Dann probierte ich in der Kneipe ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, was mir direkt weitere Zuhörer einbrachte. Mit extremer Achselnässe, hochrotem Kopf und zitternder Stimme trug ich vor. Dabei vergaß ich die Welt um mich und träumte mich in ihre Arme. Geborgenheit. Sicherheit. Nähe. . . Da brach großes Gelächter über mich drein. „Ehy, der Typ ist voll wie der Rhein letzte Woche“, hörte ich es neben mir. Dies hinterließ großen Wunden auf meinem Herzen, die mich daran erinnern, dass es nicht eines großen Einfallsreichtums bedarf, sondern ein einfaches lässig gehauchtes „Äh . . ., ich glaub´, äh . . . ich kenn´ Dich gar nicht!“ völlig ausreichend gewesen wäre, um bei meiner Traumfrau einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Mehr, wenn ihr mich wieder seht,

ihr müsst unbedingt lesen, wie es weiter geht.

Euer Feuerlescher


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