0
14
Feb

Auf dem Weg zum Flirtgott (III/III)

Da saß sie. Wunderschön war sie anzusehen. Allein ihre Anwesenheit machte mich verlegen. Es war Zeit zu handeln. Ich musste an sie herankommen. „Besser für 5 Minuten ein Loser, als ein ganzes Leben lang“, machte ich mir Mut. Sie war mir die ganzen Wochen nicht aus dem Kopf gegangen. Ständig verglich ich die Personen um mich herum mit ihr. Ich musste mir eingestehen richtig dick verliebt zu sein. Sie war schließlich überall und doch sah sie keiner außer mir. Ich wusste, dass ich es nicht aushalten würde, sie vorerst nicht wieder zusehen. Schon im letzten Feuerlescher hatte ich bemerkt, dass die auswendig gelernten Flirtsprüche kaum Erfolg haben und auch der künstlich maximal pigmentierte Gigolo kläglich scheiterte. Was sollte ich tun? Ohne ihren Namen würde ich zu Grunde gehen.

Also trank ich meine ungesunde Sprite aus, nahm all meinen Mut zusammen, stand auf, stolperte zielstrebig auf den freien Stuhl an ihrem Tisch zu, schob ihn semicool beiseite, schaute sie an und stand für einen Moment da, wie ein angepinkelter Gartenzwerg. Dann rannte ich weiter zur Toilette. „Nein, für so was war ich nicht geschaffen! F**k! Da soll sie doch mich ansprechen!“

Beim Blick in den Spiegel bemerkte ich sofort, dass sie mich nicht einmal realisieren würde. Also war ich am Zug.

Mit dieser Gewissheit nutze ich erstmal die sanitären Anlagen zur Erleichterung, warf einen letzten demotivierenden Blick auf mein Spiegelbild, atmete ein letztes Mal in der nikotinverseuchten Luft tief durch und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Dann tänzelte ich durch die Menschenmenge zum Tisch meiner Herzdame, ließ mich möglichste elegant auf den Stuhl plumpsen und sagte ihr, dass ich der Lesch bin.

Dies war der Beginn des längsten Moments in meinem Leben. Ich fing an zu Zittern. Mir wurde warm und kalt. Am liebsten wäre ich geflohen. Ich war rot wie ein Feuerlescher. Tage vergingen. Doch dann stellte sie sich vor. Das war der Startschuss für eine lange Diskussion über das deutsche Schulsystem. Wir bemerkten die gleichen Interessen zu haben und tauschten unser Wissen über die chinesische Küche und den Badmintonsport aus. Je länger ich mich mit ihr unterhielt, desto vollständiger wurden meine Sätze. All meine Ängste waren also vergeblich gewesen. All mein Zittern war unnötig. Sie war wirklich sehr nett zu mir.

So traf ich sie einige Male wieder, schwärmte immer mehr für sie, behandelte sie übermäßig freundlich, machte ihr phantasievoll übertriebene Komplimente, träumte nur noch von ihr, wünschte mir nichts mehr als sie zu küssen und in ihren Armen zu liegen.

Nun sind wir Freunde.

Im Sinne des Bischofs Valentin,

euer Feuerlescher

PS: Vor etwa sieben Jahren spielte sich die beschriebene Geschichte ab, jedoch mit deutlich besserem Ende für den Autor! Katharina, ich liebe dich!


Hier gibts nichts zu kommentieren!